Brauchtumskunde

Klausentreiben im Allgäu

Das Wilde Treiben ist einer der ältesten Kulturbräuche aus heidnischer Zeit und hat sogar die Christianisierung im 7. und 8. Jahrhundert überstanden. Einige Autoren führen ihn zurück auf Umzüge mit angeblich keltischem Ursprung.

 

Selbst im Schwedenkrieg wurde dieser Brauch nicht ganz eingestellt. Besonders der kalte und dunkle Winter war für die Menschen in früherer Zeit beherrscht von dunklen Gestalten, Dämonen, Windsbräuten und vor allem von der „Wilden Jagd“.

 

Dabei verkleideten sich die ledigen Burschen mit Fellen und Tierhäuten aller Art und banden sich Schellen und Ketten um den Leib, um so mit möglichst viel Lärm in der Nacht durch die Orte und Häuser zu poltern. Erste Aufzeichnungen, die mit dem Klausentreiben in Verbindung gebracht werden können, stammen aus dem 6. Jahrhundert nach Christi.

 

Durch die Hörner und das wilde Häs, aber vor allem auch lautes Rufen, Kettenrasseln, sowie Schläge und das Läuten mit Schellen und Glocken wollte man die finstere Gesellschaft fern halten, erschrecken und vertreiben. Dies war der Versuch, die winterlichen Dämonen zu täuschen, von denen man glaubte, dass sie über das Dorf herfallen würden.

 

Man wollte ihnen vorgaukeln, dass schon andere Geister an Ort und Stelle ihr Unwesen treiben, in diesem Falle die verkleideten Männer. Dabei versuchten die „Hästräger“ stets so furchterregend wie nur möglich auszusehen, um jeden der sie erblickte, zu verjagen. Die wilden Hiebe auf Passanten und Gegenstände dienten dem Zweck, alles, was sich bewegte oder verdächtig aussah zu vertreiben.

 

Heutzutage findet dies natürlich gesittet unter Beachtung bestimmter Regeln und Richtlinien durch die Klausen statt. Nach der Abschaffung der heidnischen Bräuche durch die Christianisierung passten sich diese Umzüge an und wurden auf den Nikolaustag verlegt.

 

Ursprünglich waren die Klausen mit verrußten Gesichtern, Hüten und allerlei Gestrüpp und Kuhhäuten unterwegs. Nach und nach fanden Holzmasken, die teuflische Fratzen darstellten, immer mehr Verwendung. Im Laufe der Jahre bürgerten sich auch Fell- und Ledermasken ein.

 

So veränderte sich das Aussehen der Klausen im Laufe der Jahre ständig. Es entwickelten sich viele verschiedene Arten dieses Brauches, die man alle auf den gleichen Ursprung zurückführen kann. Die Gemeinsamkeiten sind hierbei nicht zu übersehen. Felle, Tierhäute, Holzmasken und furchteinflößende Hörner werden auf verschiedenste Weise in Szene gesetzt.

 

Die Schellengröße variiert von kleinen Ketten, bis hin zu riesigen Zugschellen. Bis in die heutige Zeit beeindrucken die Klausen mit ständig neuen Ideen und Innovationen, basierend auf diesen Grundlagen.

 

Im Gespräch ist aber auch die Entstehung dieses Brauches im Mittelalter, verbunden mit der Verschmelzung der Bischofsspiele der Jugendlichen und dem Umzug des Nikolaus von Myra am 6. Dezember, der meist von mehreren Teufelsgestalten begleitet wurde.

 

Diese Gestalten nannten sich in verschiedenen Regionen Klausen, so auch im süddeutschen Raum. Diese Teufel waren mit Fellen vermummt und maskiert. Der Name Klaus leitet sich eindeutig vom Nikolaus ab, wenn auch die Kläuse als Teufelsgestalten eine Gegenfigur zum Nikolaus darstellten.

 

Deshalb ist der sogenannte Klause identisch mit dem bekannten Krampus im österreichischen Alpenraum. Eine direkte Verbindung der Nikolausumzüge und des Klausentreibens mit heidnischem Brauchtum, das schon im Mittelalter bereits jahrhundertelang nicht mehr ausgeübt wurde, lässt sich jedoch nicht durch Quellen belegen und ist daher Spekulation.

 

Im Alpenraum wurde das Klausentreiben im 20. Jahrhundert neu belebt.

 

Literatur

 

Werner Mezger:

St. Nikolaus zwischen Kult und Klamauk,

Schwabenverlag 1993,

ISBN 3-796-60723-3

 

Dr. Johannes Ries:

Masken Gewalten / Das Klausentreiben - ein Winterbrauch im Allgäu,

Leipziger Universitätsverlag 2004,

ISBN 3-937-20947-6

 

Roland Girtler, Ernst Brodträger:

Gruß vom Krampus / Auferstehung einer teuflischen Kultfigur,

Popular Art im Verlag Christian Brandstätter Wien-München 2001,

ISBN 3-85498-129-5

 

Wolfgang Petz (Hg.):

Funkenhex‘ und Wilde Männle / Allgäuer Brauchtum im Jahreskreis,

Verlag für Heimatpflege Kempten im Heimatbund Allgäu e.V. 1991,

ISBN 3-88019-027-5

 

Alfons Schweiggert:

Winter- und Weihnachtsgeister in Bayern,

Verlagsanstalt „Bayerland“ GmbH 1996

ISBN 3-89251-231-0

 

Paul Werner, Richilde Werner:

Weihnachtsbräuche in Bayern / Kulturgeschichte des Brauchtums von Advent bis Heilig Dreikönig,

Verlag Plenk  Berchtesgaden 1. Auflage 1999

ISBN 3-927957-17-8

 

Kurt Grafschafter:

Wilde Jagd / Nikolaus, Krampusse, Perchten und andere winterliche Gesellschaft / 2. Aktualisierte und stark erweiterte Auflage,

Context Verlag 2009

ISBN 978-3-902492-06-7

 

Geschrieben von Marius

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Mittwoch, 03. November 2010

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